Holz oder Plastik
Wie ich im Opener schon geschrieben habe ist es ja schon fast eine Glaubensfrage aus welchen Material die Unterlage zum Zerkleinern von Lebensmittel sein MUSS / sein sollte. Dabei gibt es ja so eine große Auswahl an Materialien, Formen und speziell bei den Preisen scheiden sich dann die letzten Geister. Sagen die einen: “ Ein gutes Brettl muss jenseits der 30€ kosten“, so geben sich die anderen mit 5€ Schneideunterlagen vom Diskonter zufrieden. Da diese Frage in letzter Zeit wieder häufiger gestellt und sich selbst die „Wissenschaft“ nicht einig wird, habe ich mich ein wenig für Dich schlau gemacht, abseits meiner persönlichen Präferenzen.
Beginnen wir jedoch mit den Argumenten warum der jeweilige Koch zu welchem Material tendiert. Außen vor lasse ich gleich mal Glas und Steinplatten, die den Tod für Eure Klingen bedeuten. Sie sehen zwar, teilweise durch eingearbeitet Muster oder den Charme von Naturstein, wunderbar aus, aber sie sind mit ein Grund warum Du ständig Deine Messer nachschärfen musst, obwohl Du diverse Messer eigentlich gar nicht so oft in Verwendung hast.
Warum jemand auf Holz steht
Zum einen schwören viele auf dieses natürliche Material wegen der Haptik oder Optik und zum anderen wegen dem Gedanken ökologisches Material zu verwenden.
Warum greift jemand eher zu Plastik?
Kann in die Spülmaschine, ist somit leichter zu reinigen, und ist vermeintlich hygenischer.
Dies jetzt mal nur die immer wiederkehrenden Grundaussagen. Würde ich jedes Argument aufzählen, dann säße ich noch am St. Nimmerleinstag hier und würde nur aufzählen. Interessiert aber den geneigten Leser nur peripher, um es mal niedlich auszudrücken.
Damit das hier aber keine Bachelor-Arbeit wird, kommen wir nun gleich zu den Vorzügen und Nachteilen der einzelnen Materialien.
Schnittfestigkeit
Sowohl Holz als auch Plastik leiden unter den Klingen unserer Schneidegeräte. Sprich: Wir fügen beiden Rillen, Schnitte, Mikrorisse, etc mit unseren Säbeln zu. Wäre dem nicht so, dann sollte man schleunigst über die Anschaffung von neuen Schwertern nachdenken. Es liegt also in der Natur der Sache und somit müssen wir, bei gröberen Beschädigungen, unsere Bretter austauschen.
Schneiden von aromatischen Lebensmitteln
Denken wir hier an nur an Knoblauch und Zwiebel. Wie wir wissen tritt beim Schneiden immer etwas Saft aus diesen Würzknollen, das wiederum führt dazu, dass sich die Oberfläche unserer hölzernen Schneidbrett etwas aufweicht, dabei ist es komplett egal ob es Eiche oder Akazie ist, und so die ätherischen Öle von Zwiebli und Knobi förmlich in das Holz gesaugt werden. Dieses Phänomen sollte eigentlich jeder, der schon mal in der Küche etwas atomisiert hat, kennen.
Bei Brettern aus Plastik gibt es diesen Effekt nicht. Man könnte also sagen, dass der Erdöl-Flachmann die Nase vorne hat. Wer will sich schon sein nächsten Brot auf so einem Brett schneiden, wenn es dann nach Zwiebel schmeckt, nur weil man Tage davor eben diese darauf geschnitten hat?
Stark färbende Lebensmittel
Nehmen wir die rote Rübe (Rauna – Rohne – rote Beete) als Beispiel zur Hand. Auch hier hat die Plastikflunder die Nase vorne, da sich die natürlichen Färbstoffe nicht im verwendeten Material festsetzen können. Man hackt also die rote Knolle klein, viel zu klein um sie wieder zusammenzukleben, und stellt nachher fest: Holz versaut. Danke,! Genau solche Flecken will man in seiner teuren Schnittunterlage haben. NICHT. Da hilft auch keine Waschen, Schrubben, Dr. Beckmann’s Fleckensalz oder was auch immer. Das Brettchen aus Plastik wäscht man genüsslich ab und es strahlt fast, abgesehen von den schon erwähnten Rillen, wieder wie neu.
Reinigung
Während man die Plastikdinger flott in den Spüli knallen kann und sie vermeintlich blitzeblank wieder harauskommen, sieht es beim pinocchiastischen Rohstoff ganz anders aus. Hier sollte man immer von Hand spülen! Sprich mit kaltem Wasser und der rauhen Seite unserer Spülschwämme ordentlich abreiben und anschließend mit warmen Wasser spülen. Dieser Vorgang sollte recht zügig gehen, da sich das Brett sonst mit zu viel Wasser vollsaugt und es anschließend eine Ewigkeit dauern würde bis es vollkommen durchgetrocknet ist.
Eine Rundfahrt im elektronischen Spülhelfer sollte man also grundlegend ausschließen, da Holz dazu neigt, eben Natur pur, sich vollzusaugen und sich durch den längeren Aufenthalt im heißen Wasser zu verformen beginnt. Wenn nicht gleich, dann eben beim späteren Lufttrocknen. Und auch hier hat das Kunststoffbrett die Nase leicht vorne, denn es genügt ein rasche Abtrocknen mit einem Geschirrtuch und man kann es wieder am angedachten Ort verstauen, währen das Holzbrett langwierig, meist Stunden oder länger, an der Luft trocknen muss.
Belastung durch Bakterien
Hier liegen die meisten einem gut gepflegten Irrglauben auf, da sie der Meinung sind, dass Plastikbretter keim-/bakterienfrei aus der Spülmaschine kommen. Falsch! Die dort vorherrschenden Temperaturen sind viel zu gering, um wirklich alle schädlichen Keime / Bakterien abzutöten. Es sitzen also immer noch genug dieser fiesen Viecher in den schon erwähnten Einkerbungen durch unser Schnittwerkzeug.
Anders sieht es da bei Holz aus! Die im Holz enthaltenen Säfte wirken antibakteriell. Es sticht hierbei die Kiefer als wahrer Bakterienkiller hervor. Gefolgt von Lärche und Eiche. Deswegen muss man sein gutes Holzbrett auch vor Austrocknung (durch einölen) schützen.
In einem größeren Test schlugen sich aber beide Werkstoffe trotzdem recht gut was die Verunreinigung durch Keime anging.
Genug der langweiligen Fakten? Gut! Dann kommen wir dazu welches Brett man nun braucht.
Ich empfehle: Nimm was Du für richtig hältst! Mit einer kleinen Einschränkung. Sorge dafür, dass Du immer mehrere Schneidebretter zuhause hast. Verwende eines für stark aromatische Lebensmittel, eines für stark färbende, eines für Fleisch, Geflügel bzw Fisch und eines für Salat, Gemüse und Brot. So bist Du auf der sicheren Seite.
FAZIT
Es ist und bleibt reine Geschmackssache welchem Material Du den Vorzug gibst. Während bei Holz vor allem die Haptik, Optik und das antibakterielle Verhalten den Ausschlag geben, sind es bei Plastik der Anschaffungspreis, die doch leichtere Reinigung und der Fakt keine Gerüche / (fast keine) Verfärbungen aufzunehmen.
Auf einen Punkt, der von den Verfechtern der Holzfraktion immer wieder kommt, bin ich nicht eingegangen, da ich dazu keine ausreichenden bzw nur widersprüchliche Informationen gefunden habe => das Thema Gesundheitsschädlichkeit von Plastik.
Holzschneidebrett | Plastikschneidebrett |
+ Haptik – höherer Anschaffungspreis |
+ Anschaffungspreis – weniger langlebig |
Natürlich sollte auch das ein Gesichtspunkt bzw. Kaufargument sein, aber ich Hülle mich hier in Stillschweigen, da es selbst die Wissenschaft nicht zusammenbringt hier eine genaue Aussage zu tätigen. Ja, es ist nicht lustig möglichen Plastikabrieb in seinem Körper zu haben, ABER… man müsste dazu schon genaue Zahlen haben wieviele Mikrogramm oder gar Gramm man kontinuierlich zu sich nehmen müsste, damit es zu einer Schädigung der Gesundheit kommt.
Es auch nicht lustig möglichen Holzabrieb seinem Körper zuzuführen, da es auch hier keine Angaben zur Verträglichkeit der Gerbsäure und sonstigen Säften im Holz gibt. Was ich allerdings aus meiner beschränkten Sicht sagen kann:
Als Kinder haben wir uns jeden Dreck in den Mund geschoben, stundenlang darauf herumgelutscht und wir leben alle noch! Klingt vielleicht hohl, mag es auch sein, ist aber so.
Solltest Du aber weiterführende Informationen für mich haben, so würde ich mich über einen Kommentar mit Hinweisen oder eine gepflegte Diskussion in den Kommentaren mit Dir freuen.
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01/2018 -
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